Interview mit Wolfgang Lenk

Interview mit Suzi Smith & Tim Hallbom

 


"NLP ist nur eine Landkarte"

INTERVIEW MIT WOLFGANG LENK ZUM "HEALTH CERTIFICATION TRAINING" IN BERLIN, GEFÜHRT VON BIRGIT BADER, März 1996

 

In Berlin findet seit 1993 das Health Certification Training(HCT) mit Robert Dilts, Tim Hallbom und Suzi Smith statt . Wolfgang Lenk, der zunächst als Teilnehmer und Organisator das Training mitgestaltet hatte, ist seit dem zweiten Zyklus 1995 auch einer der Trainer.

Das Zusammenspiel der Trainer, die in wechselnder Kombination die vier Blöcke gestalten, und der zeitlicher Ablauf - halbjährlich fünf Tage - lassen erkennen, wie kraftvoll Synergieeffekte sein können, wenn ein gemeinsames Konzept, Loyalität im Umgang miteinander und persönlich-stilistische Unterschiede zusammenwirken.

Ich selbst bin Teilnehmerin des gerade zueende gehenden zweiten Zyklus und von dem Training sehr begeistert. Da ein Schwerpunkt meiner Arbeit der Gesundheitsbereich ist, bietet mir das Konzept des HCT viele Denkanstöße, NLP-Formate in meinereigenen Praxis (weiter) zu entwickeln. Wie stehen die Trainer selbst zu dem HCT und was hat sie motiviert, ihre Zusammenarbeit zyklisch zu wiederholen? Das hat mich selbst interessiert, und so dachte ich mir, daß es eine gute Idee sei, die Interviews auch anderen "NLPisten" zugänglich zu machen.

Teil I stellt den Organisator und Mittrainer Wolfgang Lenk vor; im zweiten Teil kommen die Autoren von "Identität, Glaubenssysteme und Gesundheit"- Robert Dilts, Tim Hallbom und Suzi Smith - zu Wort.

 

Birgit Bader: Du fängst im Herbst 1997 mit dem dritten Zyklus des "Health Certification Trainings" (HCT) in Berlin an. Was hat dich motiviert, dieses Training nach Berlin zu holen?

Wolfgang Lenk: Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren als Therapeut und habe oft mit schwerkranken Menschen zu tun. In dieser Zeitspanne habe ich miterlebt, wie sich NLP weiterentwickelt und verändert hat. Practitioner- und Master-Practitioner -Ausbildungen können vieles, was heute an Hilfestellung mit dem NLP der neunziger Jahre im Gesundheitsbereich möglich ist, nicht vermitteln.

Ende der achtziger Jahre begann Robert Dilts, mit Tim Hallbom und Suzi Smith zusammen zu arbeiten. Sie hatten die Idee, ein NLP Gesundheits-Curriculum aufzubauen und haben dann aus den ersten Elementen langsam ein konsistentes Programm geschaffen. Da ich Robert Dilts immer wieder nach Berlin geholt und für ihn Seminare organisiert hatte, wußte ich davon. Ich dachte, daß es eine gute Sache wäre, das Training auch in Deutschland anzubieten, von dem nicht nur Therapeuten und Ärzte, sondern auch andere Berufsgruppen profitieren könnten. Z.B. aus der Wirtschaft und Verwaltung, die in ihrer Firma auf Gesundheitsaspekte, gesundes Klima und gesunde Arbeitsbedingungen achten.

Was mich auch noch motiviert hat, dieses Programm zu machen, ist, daß meiner Ansicht nach NLP und Ethik nicht immer im Zusammenhang diskutiert und vermittelt werden. Gerade bei dem Gesundheitsprogramm, wo es auch um Hilfestellung für schwerkranke Menschen geht, muß man beinahe zwangsläufig ein sehr integeres NLP und NLP-Werkzeug vermitteln. Hier wird gewissermaßen aus der Tiefenstruktur des NLP gearbeitet - den Vorannahmen oder dem Glaubenssystem und den Hintergrundüberzeugungen, also den Werten und Normen, die mir selbst wichtig sind, um NLP guter Weise weiterzugeben.

Deshalb freue ich mich auch, daß wir hier in Berlin im Oktober nun den dritten Ausbildungsgang des HCT beginnen.

BB. Hat das Thema Gesundheit direkt was mit deinem Leben zu tun?

WL: Ja, in ganz vielfältiger. Zu meiner Biographie gehören sehr viele eigene Krankheitsprozesse, und als Therapeut habe ich Mitte der achtziger Jahre begonnen - ohne damals genau zu wissen, warum - , mich für Krebspatienten und deren mögliche Heilungschancen sehr intensiv zu interessieren. Mein Einstieg war das Buch von Carl Simonton "Wieder gesund werden". Und kurz danach ist es auch gleich praktisch geworden. Es haben sich bei mir in der Praxis Patienten angemeldet, und ich habe mit meinem damaligen Gedankengut "Simonton-Hypnotherapie-NLP" versucht, ihnen zu helfen.

Natürlich habe ich durch die Arbeit eine ganze Menge Einsichten bekommen in "Landkarten", in das Funktionieren innerer Weltbilder, die viele Krebspatienten haben, und auch in ihre Blockaden, wo sie sich selbst im Wege stehen und Heilungsprozesse nicht gut zulassen können. Und welche Parallelen es zu den anderen Menschen gibt, die nicht von einer schweren Krankheit bedroht sind. Und ebenso wichtig waren mir die Themen Tod und Sterben und Sterbebegleitung. Das hat in der Folgezeit dann auch zu einem eigenen therapeutischen Ansatz geführt, den ich auch in Seminaren zu diesem Thema vermittele. Ich kann nicht so genau sagen, warum das damals so plötzlich praktisch geworden ist. Auf jeden Fall kann ich heute im Rückblick sagen, daß NLP (neben anderen therapeutischen Ansätzen) mir sehr viel an Werkzeug geliefert hat, Krankheits- und Gesundungsprozesse differenziert zu verstehen. Im Rückblick denke ich auch, daß es für mich außerdem ein persönliches Motiv gegeben hat, da dran zu bleiben, um für mich selber etwas dazuzulernen. Für diese Chance bin ich heute dankbar.

BB: Mal abgesehen davon, daß du in Berlin wohnst und es dort einen Flughafen gibt: Denkst du, daß Berlin ein guter Ort für das Gesundheitstraining ist?

WL: Nun, ich denke, daß ich nicht zufällig in Berlin lebe, obwohl ich hier nicht geboren bin. Ich erlebe so etwas wie eine Verbindung zu Berlin und der Berliner Geschichte, und denke, daß Berlin so etwas wie ein Kulminationspunkt der deutschen Geschichte ist, wenn man an dieses Jahrhundert denkt. Berlin hat nicht zufällig den Krieg so hart, die Teilung, die Mauer und die Dramen wegen der Mauer, den Fall der Mauer und die nachfolgenden Konsequenzen erlebt. Ich glaube, Berlin hat zu diesem Zeitpunkt sowohl Schwierigkeiten als auch Lösungsansätze, sozial heil zu werden und zu gesunden. Man kann sehr, sehr viele Prozesse beobachten, die sich vielleicht als Heilung alter Wunden und alter blockierender Glaubenssysteme beschreiben lassen; auch als Suche nach einem neuen Selbstverständnis und neuer Identität, Heilung alter Verhaltensweisen wie Ausgrenzung und Abwertung vom "Anderssein". Möglicherweise könnte Berlin also ein guter Ort für ein Gesundheitstraining sein, wenn man den spirit von Berlin - die "Berliner Luft" - aufnehmen könnte. Nach NLP-Verständnis haben ja hartnäckige oder bedrohliche Krankheiten viel mit der Art der persönlichen Überzeugungen, Glaubenssystemen und Identitätsfragen zu tun.

BB: Verbindest du eine persönliche Mission mit dem HCT?

WL: Das kann ich ganz unterschiedlich beantworten. Einmal könnte ich in der Metapher von Robert McDonald sagen: "Unnötiges Leid" abbauen. Ich denke, Krankheit ist häufig unnötiges Leid - jedenfalls in mancher Hinsicht. Ich denke nicht, daß man alle Krankheitsprozesse vermeiden kann. Die gehören auch zum Leben wie das Sterben dazu, zum seelischen Wachstum. Aber der Umgang mit bestimmten Krankheitsprozessen führt manchmal zu unnötigem Leid für die Betroffenen und Angehörigen. Krankheit ist aber auch oft Ausdruck von Leid, manchmal eben auch von unnötigem Leid. In dieser Metapher "unnötiges Leid vermeiden zu helfen", da denke ich, kann NLP ganz viel anbieten. Und das möchte ich gern in Ausbildungen vermitteln.

Es gibt aber auch so etwas wie einen sehr sehr großen Aspekt, und das ist die Metapher "Frieden auf Erden". Ich mache ja auch nicht umsonst dieses Jesus-Seminar zu den Heilungsstrategien. Und das ist so etwas wie ein inneres Bild: Eigentlich könnte die Erde ein Paradies sein. Dieses Bild ist auch ein treibende Kraft. Und das hat was zu tun mit Liebe, diesem Gefühl von "Liebe zur Schöpfung", wie das hier auch im dritten Teil des HCT-Seminar beim Thema "Modeling Healers" ein paar Mal aufgetaucht ist - bedingungslose Liebe. Und selbst wenn völlig klar ist, daß ich das nicht leicht und nicht immer leben kann, treibt mich das jedenfalls wie ein Motor. Ich scheue mich, einfach "Mission" dazu zu sagen, weil das für mich ein sehr viel komplexerer Prozeß ist.

BB: Welche Erkenntnisse hast du bisher selber aus dem HCT gewonnen?

WL: Das Training ist von Amerikanern entworfen worden, und Amerikaner haben eine andere Kultur, andere Glaubenssätze und Werte, andere Sichtweisen, andere Umgangsformen. Vielleicht kann man das im Kontext des Seminares so sagen: Die Deutschen sind oft tiefschürfend, und die Amerikaner sind oft einfach pragmatisch. Und diese kulturellen Unterschiede führen manchmal zu Differenzen, weil man sich als Deutscher mit seinen Fragen zur Gesundheit und Psyche von amerikanischen Präsentationen manchmal nicht so unterstützt fühlt. Und umgekehrt habe ich die Sichtweise der amerikanischen Trainer gut nachvollziehen können, daß sie sich mit ihren guten Absichten und dem, was sie präsentieren wollten - was ja auch erfolgreich ist -, nicht verstanden fühlen. Es gab eine ganze Menge kultureller Unterschiede, und das hat mir wieder etwas Neues vermittelt über Landkarten.

Es gibt ein hübsche Beispiel von Tim Hallbom : "Die Deutschen neigen manchmal dazu, 'small chunks mismatcher' zu sein. Es ist kein Wunder, daß die Deutschen den Mercedes erfunden haben: Sie haben einfach solange nach Kleinigkeiten geguckt, die nicht funktionieren könnten, bis sie nichts mehr gefunden haben. Ein Auto, was die Deutschen längst als Schrotthaufen entsorgen würden, gilt in Mexiko immer noch als Auto. Da interessiert überhaupt nicht, ob das Licht kaputt ist, die Bremsflüssigkeit ausläuft oder der Kofferraum offen ist. Relevant ist nur: es fährt, ist also ein Auto."

Da fällt mir noch ein Beispiel ein: wir unterscheiden im Deutschen zwischen "essen" und "fressen", beispielsweise bei Mensch und Tier. Diese Unterscheidung hat sehr viele Bedeutungen in "unserer Welt". Als ich mit Robert darüber sprach, sagte er sinngemäß: "Ich bin in Amerika aufgewachsen, wo es diesen Unterschied zwischen Mensch und Tier nicht gibt. Er ist sprachlich nicht repräsentiert ."

In USA hatte ich den Eindruck, daß die Leute leichter zum Verzeihen neigen. Das gehört zu ihrem Lebensstil dazu. Aber es bleibt doch nach meinem deutschen Verständnis oft oberflächlicher. Prozesse, die in Amerika leicht zu demonstrieren und zu machen sind wie z.B. das "Forgiveness Pattern", sind hier sehr viel schwerer zu machen, weil hier bei uns viele andere Sachen mit angesprochen und berührt werden, und gewissermaßen mehr durchgearbeitet werden muß, bevor verziehen werden kann. Das ist dann aber auch viel tiefgehender und öffnet viel mehr (was beispielsweise auch die Familienaufstellung von Hellinger deutlich macht). Das ist auch einer der Unterschiede, die mir aufgefallen sind.

Natürlich habe ich auch dadurch, daß sich dieses Programm selber fortentwickelt, eine ganze Menge über NLP-Anwendungen gelernt. Und wann immer Robert, Tim und Suzi neue Ideen haben - oder wenn ich auch Ideen habe und mitdiskutiere: plötzlich entsteht was Neues, Gemeinsames daraus, was in das Training einfließt.

Die spirituelle Dimension ist zum NLP dazugekommen- oder man kann es auch anders sagen. Gemäß der NLP-Vorannahmen ist NLP ja auch nur eine Landkarte. Das NLP in den 80ern war anders, als das NLP heute in den 90ern ist. Es gibt noch so viel mehr zu entdecken, was in unserer Neurologie schon angelegt ist, wofür wir aber noch keine Konzepte haben. Dafür haben andere Kulturen vielleicht längst für diese Aspekte des Menschseins Konzepte, so daß wir lernen können, das zu modellieren und auch so das NLP weiterzuentwickeln. Und das ist mir auch wichtig an diesem Programm, daß ich das immer wieder neu entdecke, was NLP noch sein kann, und daß es sich weiterentwickeln kann.

BB: Wer bist du für dich selbst in dem Training - außer dem Trainer?

WL: Von der Rollendefinition in diesem Programm bin ich Organisator und Ausbilder, ganz klar. Von dem, was der Prozeß bzw. das Training aber für mich bedeutet, bin auch ich jemand, der sehr viel dazulernt. Ich lerne in diesem Training viel über Kommunikation, über respektvollen Umgang miteinander, über Wertschätzung der Bedürfnisse anderer; darüber, wie Lösungsstrategien entworfen und ausprobiert werden und darüber, wie ein komplexeres soziales System lernt und weiterwächst. Jemand hat mal gesagt: "Life is Love - share it; Life is a dream - realize ist; Life is a Challenge - meet it; Life is a Game -play it", ich meine, das kann man immer wieder anwenden, um Neues zu entdecken und Neues zu realisieren. Ich bekomme auch sehr viele Informationen aus ganz anderen Bereichen, in denen ich nicht arbeitete. Einfach dadurch, daß die Teilnehmer viele Fragen stellen, die wieder mich zum Weiterdenken anregen. Für mich ist es ganz wichtig, auch ein Lernender zu sein. Ich begreife mich als jemand, der in allen Bereichen ganz viel dazulernt, das ist wahrscheinlich ein lebenslanger Prozeß.

BB: Was, glaubst du, wird sich in deinem Leben durch das HCT ändern?

WL: Ich glaube, ich werde ganz viel darüber gelernt haben, wie ich das, was ich eigentlich machen möchte, auf einer neuen Ebene - mit mehr Verständnis und mehr Liebe - machen kann. Das ist das Allgemeinste, was ich dazu sagen kann. Natürlich gilt das auch für andere Seminare und Trainings. Es ist so, daß die Lernprozesse - und damit meine ich alles, woran ich hier teilnehme; ob ich mir was Neues angucke, Fragen beantworte, oder ob ich etwas für die Gruppe demonstriere - mir helfen, besser als früher zu verstehen, wie Menschen ihr Leben hier auf diesem Planeten leben. Daß ich - in der NLP-Sprache "meine Landkarten erweitern" - mehr Differenzierungen einführen kann; mehr "Strategien" lerne, andere zu würdigen, die positiven Absichten rauszuhören und damit umzugehen; zu sehen, wo meine Grenzen sind und wo ich gegenwärtig stehe, was meine Geschichte ist und wie ich sie weiterentwickeln kann - so daß ich denke, es wird mich verändern, weil es mich hoffentlich sehr viel flexibler, verständnisvoller, liebevoller machen wird - wie viele andere Ereignissen in meinem Leben, die auch dazu beigetragen haben.

Aber vielleicht sollte ich auch sagen, daß mit dem HCT auch der Gedanke eines Netzwerkes verbunden ist. Das HCT-Curriculum wird ja in vielen Ländern der Erde angeboten. Und aus der Vision eines Netzwerkes ist längst Realität geworden: Es gibt inzwischen das "Institute for the advanced studies of Health", es gibt die Zeitschrift "Health Attractor", und jedes Jahr wird eine Konferenz zu diesen Themen organisiert (dieses Jahr im Juni in Santa Cruz, Kalifornien). Wie mich diese Aktivitäten aus dem Netzwerk beeinflussen werden und was sich dadurch in meinem Leben verändern wird, weiß ich nicht. Aber ich bin sehr neugierig.

BB: Gibt es besondere Fähigkeiten, die du als Trainer den Teilnehmern nahebringen möchtest?

WL: Ich möchte ihnen vor allem die Tiefenstruktur des NLP vermitteln. Es gibt ja keine "Technik" beispielsweise für die Behandlung schwerkranker Krebspatienten. Der Mensch ist ja weder eine programmierte Maschine noch ein Biocomputer. Wir suchen vielmehr aus der Tiefenstruktur des NLP den Problemraum, wie Robert Dilts das nennt. Und daraus ergeben sich der Lösungsraum und die Modelle zur Differenzierung der "Landkarten" eines kranken Menschen. Ich möchte den Seminarteilnehmern dieses NLP-Verständnis nahebringen, ihnen Werte vermitteln und sie darin unterstützen, ähnliche oder entsprechende Werte in sich selber zu entdecken. Werte, die etwas damit zu haben, integer und respektvoll mit Menschen umzugehen; zu wissen und sozusagen mit dem Herzen zu sehen, daß jeder Mensch einzigartig ist; und in diesem Sinn zu wissen, daß das Leben ein Geschenk ist. Und auch zu akzeptieren und zu verstehen, daß Schmerz, Krankheit und Tod unabdingbar zum Leben gehören - nicht alles kann man abstellen. Und zu helfen, daß unnötiger Schmerz vermieden kann.

In dieser Art und Weise zu erkennen, daß man Teil in einem sehr komplexen System ist, Teil der Evolution. In einem gewissen Sinn weiß man nie, in welchem System man eigentlich arbeitet, wenn man therapeutisch interveniert. Man überschaut immer nur einen kleinen Bereich aus dem komplexen evolutionären System. Und dafür so etwas wie Respekt und Ehrfurcht zu haben, scheint mir ein Basis-Wert zu sein. Und wenn das gegeben ist, dann möchte ich den Teilnehmern gern helfen, die eigenen Fähigkeiten, skills, weiterzuentwickeln, um NLP-Strategien effektiv anzuwenden und auch neue, aktuelle NLP-Modelle zur Veränderungsarbeit zu vermitteln. Mit anderen Worten, die Teilnehmer zu unterstützen, auf ihrem eigenen Weg weiterzugehen, daß sie inkorporieren, flexibel werden mit den vielen Anforderungen, die vielleicht im Gesundheitsbereich da sind. Und daß sie leicht damit umgehen können, weil sie die Modelle, die tools, die Werkzeuge kennen und sie aus dem Respekt, dieser inneren Haltung gut anwenden können, so daß für alle Beteiligten mehr Handlungsmöglichkeiten entstehen.

BB: Und was glaubst du, braucht jemand, der im Gesundheitsbereich arbeiten will, vielleicht über das Handwerkszeug hinaus?

WL: Auf der einen Seite, glaube ich, ist es sehr nützlich, Kenntnisse über Entwicklungsprozesse zu haben, wie Menschen sich verändern; speziell, wie Menschen, die krank sind, Entwicklungsschritte gehen können, um gesund zu werden oder -im Hinblick auf das Sterben - gut und kongruent Abschied nehmen können. Möglichst viel über Krankheits-, Gesundungs- und Entwicklungsprozesse zu wissen und möglichst viel Informationen darüber zu haben. Ich denke, das ist sehr nützlich. Auf der anderen Seite glaube ich, daß man, wenn man in diesem Bereich arbeitet oder arbeiten will, so etwas braucht wie eine klare Idee, eine stabile Motivation, eine Mission, eine Vision - also eine Zielvorstellung in der Art, wie die Amerikaner das so schön sagen können "to make a difference in the world" - im positiven Sinne.

Ohne diese Orientierung ist es nicht so leicht, im deutschen Gesundheitssystem mit neuen Ideen, neuen Konzepten zu arbeiten. Die Gesundheitsdebatte im Parlament zeigt, daß die gesellschaftlichen Institutionen und die Verantwortlichen an alten Konzepten festhalten, die sich in der Vergangenheit bewährt haben. Deshalb braucht man so etwas wie Leadership-Fähigkeiten: Wie kann man in guter Weise neue Ideen in ein soziales System hineinbringen? Es gibt so viele gute neue Ansätze, um kranken Menschen, Menschen in sozialen Institutionen, Kliniken, Rehazentren oder Selbsthilfegruppen zu helfen - nicht nur mit NLP. Aber oft fehlt es aus meiner Sicht an der Fähigkeit, diese neuen Ansätze in passender konstruktiver Weise in die Institutionen reinzutragen. Es erfordert oft im Gesundheitsbereich mehr , als nur zu wissen, was man macht und was funktioniert. Man muß auch wissen, wie man das Institutionen vermitteln kann, so daß andere Professionelle auch diesen Schritt gehen können, wenn sie möchten. Kreativität also.

Schließlich denke ich auch, es wäre gut, mit Faszination und Freude in diesem Bereich arbeiten. Denn wenn man es aus Freude heraus macht, dann hat man beispielsweise kein Problem mit der Anerkennung oder dem Erfolg - denn das kann ja manchmal länger dauern, bis es sich einstellt.

BB: Bräuchte man deiner Ansicht nach auch etwas Persönliches, um im Gesundheitsbereich zu arbeiten?

WL: Zu dem, was ich schon genannt habe, würde aus meiner Sicht die Einsicht kommen, daß man ein Mensch mit Schwächen und Grenzen ist. Meist hat man auch eine irgendwie komplizierte Entwicklungsgeschichte hinter sich und natürlich auch das Potential, sich weiterzuentwickeln, sich mit seiner eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Ich glaube, es war Robert McDonald, der das genannt hat : "Seine eigene Seele zu heilen".

BB: Was gefällt dir selbst am besten an diesem Training?

WL: Daß es von so verschiedenen Trainern gemacht wird. Damit meine ich auch kulturelle Unterschiede, weil das auf vielen Ebenen so ganz unterschiedliche Aspekte, Anwendungsmöglichkeiten mit hineinbringt. Mir gefällt auch sehr gut, daß es ein so unterschiedlicher Teilnehmerkreis ist, daß es viele unterschiedliche Berufsgruppen gibt und daß die meisten Teilnehmer auch so engagiert dabei sind, als hätten sie Interesse, das NLP in diesem Bereich auch mit weiterzuentwickeln und nicht nur einfach den gegenwärtigen Stand der Anwendungen zu konsumieren.

Und dann gibt es noch eine dritte Sache, die mir sehr gut gefällt: Die "Intervisorengruppe" oder neudeutsch "resource people" genannt. Das sind Teilnehmer, die das Programm schon erfolgreich durchlaufen haben und nun in der Kleingruppen-Arbeitsphase den neuen Teilnehmern helfen, möglichst schnell dazuzulernen. Es gefällt mir sehr, sehr gut, daß wir in diesem Training eine Intervisorengruppe von Teilnehmern mit sehr viel Trainingserfahrung haben, in der wir von gleich zu gleich sprechen können, und in der wir durch das gemeinsame Gespräch über Gruppenprozesse im Training immer neue Türen öffnen können. Dieser konstruktive, respektvolle, dieser kreative, ideenreiche Umgang miteinander ist ein Genuß!

BB: Und zum Schluß noch eine etwas spielerische Frage. Wenn du das HCT mit einer Metapher, einem Symbol, einem Satz, einer Farbe, einer Musik beschreiben würdest - wie sähe diese Komposition aus?

WL: Dazu fällt mir Vivaldi ein. "Vier Jahreszeiten", das bedeutet für mich Leichtigkeit und Ernst, beschwingt und traurig. Es hat sehr viele verschiedene Facetten, eben das Leben im Frühling, Herbst, Sommer, Winter. Für die Spannbreite von Fröhlichkeit, Leichtigkeit bis Schwermut und Abschiedsschmerz, es ist alles mit drin. Das wäre mein Musikstück. Eine Farbe wüßte ich nicht. Vielleicht Bilder von van Gogh. Die gefallen mir deshalb: Klare Striche, den Bildaufbau auf das wesentliche konzentriert, das gewissermaßen nicht Sichtbare mit kräftigen Farben darzustellen, bunte Farben, so wie "Die Brücke von Arles", die verbindet.

 


 

Interview mit Suzi Smith & Tim Hallbom

Das Gespräch mit Suzi Smith und Tim Hallbom wurde geführt von Birgit Bader, Oktober 1996

 

Mit diesem zweiten Interview wird die Reihe der Gespräche mit den Trainern des "Health Certification Trainings" fortgeführt, das seit 1995 zyklisch in Berlin durchgeführt wird. Das Interview wurde im Oktober 1996 in Berlin geführt.

Tim Hallbom und Suzi Smith, Co-Autoren des erfolgreichen Bestsellers "Identität, Glaubenssysteme und Gesundheit", das sie mit Robert Dilts zusammen geschrieben haben, verkörpern im HCT für mich die "amerikanischen" Trainer. Ihre Begeisterung für die Sache war im ganzen Interview deutlich zu spüren und drückt sich unverhohlen in der Beschreibung ihrer Mission aus. Eine Besonderheit zeichnet Tim und Suzi aber vor allem aus: Wohl kaum ein anderes Trainerpaar "tanzt" ein Training so zusammen wie die beiden: Sätze, die der eine beginnt, werden vom anderen im gleichen Rhythmus fortgeführt und vollendet.

Das hat in mir anfangs ein Gefühl von Befremdung erzeugt. Es war mir zu "glatt", zu "positiv" - eben "zu amerikanisch". Eine Gelegenheit, NLP zu leben. Nachdem ich weit genug "weg von" war, konnte ich aus der Distanz heraus wieder das entdecken und annehmen, was letztlich ja auch mein Leben lebenswert macht: Begeisterung und Leidenschaft für die Sache; eine geradezu kindliche Freude und Freundlichkeit; Hoffnung, Glauben und Tatkraft. So habe ich von Tim und Suzi nicht nur Inhalte, sondern auf eine ganz ungewöhnliche Weise auch ihre Haltung zum Leben vermittelt bekommen.

 

B.B.: Was hat Sie persönlich dazu gebracht, ein Health Certification Training (HCT) für so viele Leute weltweit anzubieten - in Deutschland, England, Brasilien, den U.S.A., Dänemark und Mexiko?

Tim: Suzi und ich hatten uns schon viele Jahre für Gesundheitsthemen interessiert - wir begannen 1977 zusammenzuarbeiten.

Die ersten Seminare, die wir hielten, waren Stressmanagementkurse für Leute, die - wie wir damals - für die Landesregierung arbeiteten.

1980 haben wir uns dann selbständig gemacht und haben das Training, das Streßtraining in vielen Ländern vermittelt. Ich hatte damals gerade NLP gelernt, und so fügten wir nach und nach immer mehr NLP hinzu.

1985 haben wir dann begonnen, mit Robert Dilts zusammenzuarbeiten, der in unserem Institut als Gasttrainer NLP-Practitioner Kurse und auch firmeninterne Seminare sowie Certification Trainings abhielt. Wir stellten fest, daß wir wirklich sehr ähnliche Interessen hatten, und so haben wir dann ein Buch zusammen geschrieben - "Identität, Glaubenssysteme und Gesundheit". Aus dem Buch entstand unser erstes Health Certification Training, das 10 Tage dauerte und in den Bergen von Utah stattfand.

Für viele Leute waren diese 10 Intensivtage allerdings zu anstrengend, und am Ende waren einige wirklich erschöpft, so daß wir beschlossen, das Training in kleinere Einheiten zu gliedern.

Die Motivation für dieses Training war auch, daß wir nach Erscheinen des Buches unglaublich viele Anrufe und Briefe erhielten. Suzi, Robert und ich bekamen viele Anfragen von Menschen, die Krebs oder Herz- oder andere Krankheiten hatten oder deren Angehörige schwerkrank waren. Aber wir drei gaben ungefähr 150 Tage im Jahr Seminare, so daß wir gar keine Chance hatten, Einzeltherapien durchzuführen. Aus diesem Grund haben wir dann andere Therapeuten weiter empfohlen.

S.: Aber viele riefen uns wieder an und berichteten, der Therapeut hätte gesagt, er könne nicht mit gesundheitlichen Problemen arbeiten. So wurde uns klar, daß viele Therapeuten dachten, im Gesundheitsbereich zu arbeiten, sei etwas völlig anderes als mit anderen Themen.

T.: Sie wußten nicht, wie sie mit terminalen Krankheiten umgehen sollten. Das war für sie etwas völlig anderes, wenn jemand mit Krebs oder ähnlichem zu ihnen kam und nicht wie sonst, z.B. mit Angst oder einer Phobie.

S.: An dem Punkt entschlossen wir uns, ein Programm zu entwickeln, in dem genau dies im Mittelpunkt stehen sollte - sei es in einem Business-, Familiensystem oder bei Einzelpersonen. Es geht um Denk- und Verhaltensweisen, wie man mit gesundheitsbezogenen Themen umgeht und Veränderung bewirken kann, und wie man NLP auch im medizinischen Bereich anwenden kann.

Das war also einer der Gründe, aus denen heraus wir das HCT initiierten, denn es gab zwar viele sehr fähige Leute, die mit NLP arbeiteten, die sich aber im Gesundheitsbereich nicht sicher genug fühlten.

T.: Der zweite, sicherlich noch wichtigere Punkt ist, daß es auf jeden Fall für uns eine Berufung, eine Mission oder Lebensaufgabe ist, im Gesundheitsbereich zu arbeiten. Und davon ausgehend, was mit NLP möglich ist, ist es unser Ziel, hoffentlich langfristig dazu beizutragen, das Denken der Menschen bezüglich Krankheit und Gesundheit zu verändern.

Wenn Sie mal darüber nachdenken, nehmen Sie beispielsweise einmal eine der NLP-Vorannahmen, z.B.: "Jedes körperliche Symptom ist eine Kommunikation - hinter jeder Kommunikation ist eine positive Absicht". Das würde die westliche Medizin wirklich verändern. Es würde unser Denken sehr verändern, wenn wir nur diesen kleinen Aspekt hinzufügen. Und denken Sie einmal die Fertigkeiten und Prozesse, die uns zur Verfügung stehen! Ich denke, wir könnten mit NLP wirklich eine Verbesserung auf der Erde erzielen.

S.: Ich habe z.B. einen jüngeren Bruder, der Arzt ist. Als ich mit ihm über die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten sprach, die er seinen Patienten zugute kommen läßt, fragte ich ihn, warum er seinen Patienten nicht mehr von den Dingen beibringen würde, von denen er doch wüßte, daß sie Menschen helfen, ihre Selbstheilungskräfte mehr zu aktivieren. Er antwortete: "Viele Leute wollen das gar nicht lernen. Sie erwarten einfach, daß ich ihnen bestimmte Medikamente gebe oder daß ich etwas für sie mache."

Daher gehört es für mich selbst auch dazu zu wissen, daß wir Menschen helfen können, persönlich mehr Verantwortung zu übernehmen und auch mehr Kontrolle über ihren eigenen Einsatz zu gewinnen. Denn ich finde, sie sollten wirklich für sich selbst sorgen, sie sollten selbst an ihrer Heilung mitwirken.

T.: Und ein dritter Grund für das HCT ist, Menschen zu helfen, ihre eigene NLP-Meisterschaft zu entwickeln. Wir wollen ihnen damit auch helfen, ihre eigene Intuition in bezug auf Veränderungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln. Viele Leute absolvieren das NLP-Practitioner- und Mastertraining, und lernen viele Methoden und Techniken. Suzi, Robert und ich tun vieles davon inzwischen intuitiv, wobei wir eine sehr ähnliche Ausrichtung haben.

B.B.: Glauben Sie denn, daß Berlin ein guter Platz für dieses Training ist?

S.: Oh ja! Auf jeden Fall! Es ist auch besonders interessant, daß wir in diesem Training viel mehr Schulmediziner haben, als in allen anderen Seminaren. Es scheint, als wenn die Ärzteschaft hier viel offener ist als an anderen Orten.

T.: Außerdem ist Berlin ziemlich aktiv. Nicht nur Berlin, sondern Deutschland insgesamt ist ein sehr aktives Land in bezug auf NLP.

B.B.: Haben Sie bestimmte persönliche Missionen oder Lebenspläne, die Sie mit diesem Health Certification Programm erfüllen möchten?

T.: Ja, natürlich. Für mich besteht ein Teil meiner Berufung darin, dazu beizutragen, das Denken der Menschen insbesondere im Gesundheitsbereich um das NLP zu bereichern. Es gab zu keinem Zeitpunkt die Absicht, die Medizin durch das NLP zu ersetzen; mir ist klar, daß einige Leute es mit New Age, Esoterik oder Scientology oder Religion verwechselt haben - allerdings habe ich keine Ahnung, wie es dazu kam. Denn NLP ist ein wissenschaftlicher Ansatz, etwas, das unserer Meinung nach die Denk- und Handlungsweise bezüglich Gesundheit und "Wellbeing" verändern kann - hier in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt.

S.: Und ich glaube wirklich, daß NLP funktioniert. Und daß viele Prozesse, die wir entdecken, entwickeln und einbringen, riesige Veränderungen bewirken können, damit die Welt ein besserer Platz wird. Denn körperliche und seelische Gesundheit betrifft ja alle Menschen.

Selbst wenn man nicht krank ist, will man ja körperlich und seelisch-geistig fit und gesund bleiben. Meine persönliche Mission ist es, NLP anzuwenden, um an großen Veränderungen mitzuwirken, damit ich alles, was ich gelernt habe, auch an möglichst viele Menschen weitergeben kann. Ich bin wirklich überzeugt davon, daß es funktioniert und ich wünsche mir, daß auch andere Menschen daran glauben.

T.: Dieses Training ist aber nicht nur für Menschen, die mit Gesundheitsproblemen arbeiten, z.B. Psychotherapeuten, Physiotherapeuten oder Ärzte. Es können genauso gut auch Menschen teilnehmen, die in Organisationen und Firmen arbeiten. Es ist für alle, die zu einer gesunden Denk- und Lebensweise auf der Erde beitragen möchten.

B.B.: Was sind denn Ihre Erkenntnisse aus den Trainings? Was lernen Sie persönlich daraus?

S.: Oh, wir lernen soviel aus jedem einzelnen Training! Wir lernen immer wieder sehr viel aus den individuellen Projekten, und aus den vielfach angebotenen Abendveranstaltungen, weil die Teilnehmer fortgeschrittene NLP-Anwender sind, die eine Menge anderer interessanter Dinge tun. In diesem Training hier z.B. lerne ich viel über unterschiedliche Bewegungsmuster meines Körpers durch die Energieübungen, die wir morgens und nach den Pausen machen. In einem der Trainings in den USA nimmt eine Frau teil, die uns allen Irisdiagnose beibringt, was ich persönlich sehr spannend finde; jemand anders bietet etwas zu vietnamesischer Heilung an, z.B. Energie- oder Auralesen.

Natürlich erfahren wir auch, wie die Teilnehmer in ihrer täglichen Praxis die hier gelernten Prozesse einsetzen, wenn wir uns nach jeweils einem halben Jahr wiedertreffen. Häufig berichten sie über die eine Reihe neuer Anwendungsmöglichkeiten und Kontexte, an die wir noch gar nicht gedacht hatten.

T.: Man macht sich das gar nicht bewußt, wie viele neue NLP-Prozesse erst in dieser Lernumgebung entwickelt werden: z.B. der Vorannahmenprozeß, der ist in einem Kurs entstanden. Viele neue Fertigkeiten, Prozesse und Methoden entspringen in den Trainings, weil so viele fortgeschrittene NLPler zusammenkommen. Es werden auch viele Verfeinerungen und Variationen entwickelt.

S.: Wir lernen, was Menschen möglich ist, indem die TeilnehmerInnen ihre Projekte in Bereichen durchführen, die bisher noch gar nicht erforscht sind. Eine Ärztin in Dänemark beispielsweise führte eine Studie durch mit Frauen, die Fibronialgie hatten. Sie arbeitete mit diesen Frauen in Gruppen und im Einzelkontakt und erzielte wirkliche Verbesserungen.

Eine andere Frau in London z.B. arbeitete mit Bulimikerinnen. Ihr Ziel war herauszufinden, welche Submodalitäten dazu führten, daß die Frauen den Drang hatten, essen zu "müssen". Sie entdeckte, daß es sich bei den Submodalitäten um Bewegung, eine bestimmte Art von Bewegung handelte. So etwas wäre mir nie eingefallen, aber durch dieses Projekt haben wir jetzt umfassendere Arbeitsgrundlagen, die wir weitergeben wollen.

T.: In bezug auf "healing states" (heilsame Zustände) haben wir entdeckt, welche körperlich-geistigen Prozesse ein Mensch bei der Heilung durchläuft - das ist fantastisch. Und natürlich lernen wir viel über die jeweilige Kultur, in der wir trainieren.

B.B.: Sie sind zum einen ja hier in der Rolle der Trainer. Aber wer sind Sie denn darüber hinaus - außerhalb der Trainerrolle?

S.: Ein Mensch auf der Suche danach, was funktioniert. Darüber hinaus sehe ich mich außer in der Trainerrolle in diesen Training auch als Person, die den Wunsch hat nach Verbindung mit anderen und in der Lage ist, unterschiedlichste Verbindungen in unterschiedlichen Ländern einzugehen.

T.: Ja, ähnliches kann ich auch für mich sagen. Weiterhin ist dies natürlich auch mehr als ein Training, denn es ist ja auch ein Netzwerk, das "Institute for the Advanced Studies of Health" (IASH, in Salt Lake City, Utah.). Dies ist die Forschungsorganisation, die jedem, der im Gesundheitsbereich forschen möchte, zur Unterstützung und eventuellen Finanzierung offensteht. Dann gibt es all die Gruppen, die Newsletters herausbringen, usw. Daher sehe ich uns auch als Personen, die etwas, in Gang bringen, Katalysatoren für etwas größeres, das ins Rollen kommt, und von den Gruppen aufgenommen wird. Das verändert vieles auf der Welt.

S.: Oh ja, da fällt mir noch etwas ein: wir sind auch die "Überbringer des Wortes" - wir sammeln Informationen und bringen sie von einem Ort zum nächsten, um all die Leute untereinander zu verbinden, damit alle wissen, was woanders gerade geschieht: neue Produkte, neue Entwicklungen, die wir nicht nur in der Trainerrolle weitergeben. So verbreiten wir das Wort.

B.B.: Was glauben Sie, ändert sich persönlich in Ihrem Leben durch dieses Training?

T.: Ich glaube, wir stehen gerade an der Schwelle dessen, was mit NLP im Gesundheitsbereich möglich ist. Mir ist natürlich klar, daß in der menschlichen Erfahrung alles möglich ist. Ich habe Dinge gesehen, die man eigentlich als Wunder bezeichnen müßte, die aber keine Wunder sind. Mit NLP findet man die Struktur, wie etwas funktioniert und jemand bei der Veränderung hilft, damit tiefgreifende Heilung geschehen kann. In mir entwickelt sich ein tiefer Glaube, daß alles möglich ist. Wir müssen nur herausfinden, wie es geht.

S.: Auch mein Glaube, daß alles möglich ist, hat sich um ein Vielfaches verstärkt. Ich denke gerade an eine Frau, die im Alter von 48 Jahren noch weiter in die Länge wuchs. Mehrere Zentimeter! Ich hatte ja gedacht, daß "alles" möglich ist, aber einen solchen Beweis hatte ich bis dahin noch nicht gesehen.

T.: Ich glauben, im NLP heutzutage ist es zunächst einmal wichtig, die richtigen Fragen zu stellen. Wir haben ja viele Methoden und Möglichkeiten, neue Sachen herauszufinden und Dinge zu verändern, aber da wir natürlich alle unsere eigenen Glaubensstrukturen und -grenzen haben über das, was möglich ist, gucken wir oft nicht weit genug "über den eigenen Tellerrand", um herauszufinden, was darüber hinaus noch funktioniert.

B.B.: Welche Fähigkeiten möchten Sie uns vielleicht insbesondere vermitteln? Und gibt es besondere Fähigkeiten, die man Ihrer Ansicht nach haben muß, um im Gesundheitsbereich zu arbeiten?

T.: Ja. Erstens, die heilsame Beziehung, die man braucht, wenn man mit jemandem arbeitet. Man muß diesen Raum schaffen und selbst die Vorannahmen in der Arbeit verkörpern.

S.: Aber statt dies auf der Fähigkeitsebene zu tun, versuchen wir ja, Glaubenssätze und Identität zu vermitteln, die Ihnen erlauben zu erkennen, daß diese Beziehung wirklich entscheidend ist.

T.: Genau, die höheren neurologischen Ebenen. Weiterhin passiert es häufig, daß wir Leuten begegnen, die z.B. Master Practitioner sind und mit einem bestimmten gesundheitlichen Problem zu uns kommen. Als erstes fragen wir sie: ´Sind Sie schon in Trance gegangen und haben dies innen mit ihrem Unbewußten überprüft?` ´Oh`, sagen sie dann - ´daran habe ich noch gar nicht gedacht, - gute Idee, danke!' Also daß man die Leute daran erinnert, daß sie in bezug auf ihre eigene Gesundheit ihre NLP-Fertigkeiten immer wieder auch bei sich selbst anwenden.

Es ist uns aber auch wichtig, daß die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine größere Spannbreite an Fertigkeiten bekommen, von Reimprinting- oder Reframingmodellen hin zur Arbeit mit Submodalitäten, den Gegenbeispielprozeß, die Vordergrund-Hintergrundmethode und die Dinge, die wir in Bezug auf die Arbeit mit Traumata herausgefunden haben. All diese spezifischen Arbeitsmöglichkeiten geben wir wirklich gern weiter.

Ich glaube, NLP gibt einem zwei Dinge: Erstens geht es um Beziehung und Verbindung und all die entscheidenden Faktoren, die damit zusammenhängen. Und zweitens haben wir die "Technologie". Ich denke, daß insbesondere die Kombination dieser beiden Faktoren NLP zu etwas Besonderem macht.

S.: Ich kenne eigentlich niemand, der nach der Teilnahme an den Gesundheitsseminaren nicht gesagt hätte, daß es tatsächlich die Beliefs verändert - über das, was möglich ist und über sich selbst als Mensch. D.h. die TeilnehmerInnen selbst können gesünder leben, und sie können dann diesen Glauben an andere Menschen, mit denen sie arbeiten, weitergeben.

Ein Teil besteht eben auch in der Veränderung der eigenen Glaubenssätze, und natürlich braucht man gewisse Fähigkeiten, die es einem ermöglichen, die Identität und Beliefs zu verändern.

B.B.: Was halten Sie für die wichtigste Fähigkeit? Und gibt es noch weitere bestimmte Fähigkeiten, die man braucht, um im Gesundheitsbereich zu arbeiten?

S.: Flexibilität ist sehr, sehr wichtig. Wir folgen ja keinem bestimmten, vorgegebenen Programm, wenn wir mit einem Menschen arbeiten, der eine lebensbedrohliche Krankheit hat. Man braucht dafür zunächst die breite Basis der Grundfertigkeiten - man muß sie wirklich beherrschen. Diese wenden Sie dann unter Einsatz Ihrer gesamten Flexibilität an und verknüpfen sie miteinander, um jemandem zu seinem Ziel zu verhelfen. Es geht weniger um eine vorsturkturierte Handlungsanweisung, sondern vielmehr darum, die Grundlagen zu beherrschen und sich dann in der Landschaft frei bewegen zu können, bis jemand wirklich da ist, wo er hin will. Natürlich ist auch Durchhaltevermögen erforderlich. Es geht ja nicht darum, in einer Sitzung alles zu erreichen, was man will. Es ist eher wahrscheinlich, daß man mit Klienten eine bestimmte Zeit arbeitet...

T.: ...und auf diesem Weg ganz viele verschiedene Dinge auftauchen. Das ist sicherlich ein Beweis dafür, daß NLP kein "quick fix", sondern sehr häufig eine tiefe, konzentrierte, intensive Arbeit ist. Eine unserer Teilnahmevoraussetzungen ist ja, daß man Master Practitioner ist, damit die Interessenten tatsächlich schon ein hohes Fertigkeitsniveau mitbringen. Deswegen denke ich auch, daß dies ein viel fortgeschritteneres Training ist als viele andere Certification Trainings.

S.: Für mich ist es die entschiedenste Fähigkeit, ausgehend von den NLP-Vorannahmen zu arbeiten, so daß sie ganz zum eigenen Denken und Handeln gehören - sozusagen das NLP zu leben.

B.B.: Was gefällt Ihnen persönlich denn am besten im Training?

S.: Die Vielfalt der Teilnehmer, und die Tatsache, daß wir das NLP niemandem anpreisen oder "verkaufen" müssen. Die Leute, die zum HCT kommen, wissen um die Stärke von NLP. Man braucht sie nicht mehr zu überzeugen, so wie die Leute, die gerade am Anfang stehen.

T.: ...Oder natürlich, was damit zusammenhängt: der Grad der Ausbildung. Wissen Sie, hier in diesem Training können wir Dinge machen, die in keinem anderen Training möglich sind, weil die Leute eben erst ein bestimmtes Fähigkeitsniveau brauchen.

B.B.: Könnten Sie dafür ein Beispiel nennen?

T.: Ja, klar. Beispielsweise können wir hier ganz anspruchsvolle Arbeit auf der Basis der Sinnesschärfe (sensory acuity) machen. Wir haben die Entdeckung gemacht, daß man aus den Augenbewegungen die gesamte neurologische Problemgeschichte ablesen kann. Wenn man allerdings nicht die erforderliche Sinnesschärfe hat, kann man zwar beeindruckt zuschauen, aber man kann es nicht selbst anwenden. Die meisten Teilnehmer hier befinden sich jedoch auf einem solchen Fähigkeitsniveau, daß sie diese Arbeit selbst umsetzen können.

S.: Genau. Und über das Auffinden der Augenbewegungen hinaus haben die TeilnehmerInnen hier auch die Fertigkeit, die Sprache kunstgerecht einzusetzen, Fragen zu stellen, damit die betroffene Person herausfinden kann, was auf dem inneren Bild zu sehen ist.

T.: Dann kann man mit der Veränderungsarbeit beginnen.

S.: Aber man muß erst die richtigen Fragen stellen können, die man ja im NLP-Grundkurs lernt.

T.: Weiterhin haben die meisten Master ein gutes Gefühl und Verständnis für Ökologie. Das heißt, die Schritte immer wieder zurückzuverfolgen und die Ökologie zu überprüfen, in kleinen Einheiten und Schritten - dadurch bringen wir die Arbeit auf ein anderes Niveau.

Was mir wirklich wichtig ist: Ökologie, sinnesspezifische Wahrnehmung, die NLP-Vorannahmen, daß die TeilnehmerInnen die methodischen Grundfertigkeiten haben - d.h. sie können ankern, wissen, was positive Absicht bedeutet, kennen das Metamodell, die Bedingungen für Wohlgeformtheit usw.

Das Spannendste an all diesen Seminaren ist die Art der Menschen, die kommen. Meist sind es Menschen mit einer sehr tiefen Selbstverpflichtung, einem Commitment. Sie wollen immer weiter an sich selbst arbeiten und dazu beitragen, daß die Welt ein besserer Platz wird - lernen, auf höheren Ebenen - das sind Leute von hoher Qualität. Ich finde das sehr interessant, denken Sie einmal: aus allen Practitioner-Kursen gehen vielleicht 10 Leute in einem Masterkurs, und aus allen Masterkursen die Auswahl einer Gruppe von Leuten, die dieses große Engagement haben und bereits ein so hohes Maß an Fähigkeiten mitbringen! Das gibt uns die Möglichkeit, auf einem ganz anderen Niveau, einen viel höheren Standard zu arbeiten.

B.B.: Wenn Sie das HCT mit einem Satz, einer Farbe oder einer Musik beschreiben würden, oder vielleicht mit einem Symbol oder einer Metapher. Was wäre das für eine "Komposition"?

S.: Wenn ich es in musikalischen Begriffen ausdrücke, ist es eine der feinsten Symphonien, die jemals komponiert wurden. Alle Takte und Rhythmen sind an ihrem rechten Platz und alles verbindet sich zu dieser Melodie, diesem Thema, und wird von diesem Rhythmus getragen, es fließt ... und im Orchester gibt es unglaublich viele Instrumente, wobei jedes Instrument zu allem seinen eigenen besonderen Klang hinzufügt. Aber kein Instrument spielt solo, sondern sie spielen alle harmonsich zusammen, daß die Klänge bei den Menschen eine herrliche Resonanz erzeugen und etwas zum Klingen bringen. Und alle, die zuhören, sagen: "Ah, dieses Stück drückt soviel aus - da ist so viel drin - solch eine Botschaft!

B.B.: Und Sie, Tim, haben Sie auch eine Idee?

T.: Die Musik, die mir einfällt, ist mehr wie Vangelis’ Antarctica - etwas, das sich aufbaut, - schwer zu sagen - die Szene aus "Begegnungen mit der dritten Art", die "wooomm" (macht den Klang nach)... so wie...ich meine, wenn ich die Leute beobachte: sie gehen nach Hause und werden alle an ihrem Platz positive Veränderungen in der Welt bewirken.

Aber das Aufregende für mich ist, daß wir immer wieder auch ganz kleine Sachen hören, z.B. durch Leserzuschriften. Versuchen Sie mal folgendes: Drehen Sie Ihren Kopf so zur Seite, soweit, wie es angenehm ist. Und dann wieder zurück. Jetzt stellen Sie sich vor, wie Ihre Augen noch weiter zur Seite schauen, und wie der Kopf sich ganz leicht drehen läßt. Schauen Sie, nur dadurch, daß Sie denken, Sie können ihn weiter drehen, bewirken Sie es. Diese kleine Übung haben wir in England einmal so nebenbei erzählt. Dort arbeitete einer der Teilnehmer mit einem Mann, der eine Gehirnverletzung hatte und nicht einmal die einfachsten Handgriffe mehr selber tun konnte. Er brachte ihn dazu, sich vorzustellen, wie er z.B. die Hand ein kleines bißchen weiter ausstrecken könnte. Allmählich lernte der Mann wieder, die Hand wirklich weiter auszustrecken, und dadurch war er schließlich in der Lage, die wesentlichen Handgriffe selbst zu erledigen.

Wenn man nur solche kleinen Dinge nimmt und sie anwendet, wo es sinnvoll ist, wird es Verbesserungen für alle bringen.

S.: Als Lichtmetapher kann ich mir auch vorstellen, daß überall, wo wir diese Trainings machen und wir in einer solchen Gemeinschaft zusammen sind, wir alle von einem großen, strahlenden, heilenden Licht umgeben sind, das jeder von uns in seine Welt mitnimmt. Das Licht der Heilung - Strahlen, die sich überall hin ausbreiten und alles hell und licht werden lassen.

B.B.: Ich danke Ihnen ganz herzlich für dieses Gespräch.

Übersetzt von Gabriele Dolke

 


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